„Kinder radelt!“

Die Broschüre „Kinder radelt!“ bietet zur Vorbereitung auf die Radfahrprüfung in der vierten Schulstufe praktische Übungsanleitungen für Eltern und Kinder.

Zur Person

Dr. Othmar Thann ist seit 1999 als Geschäftsführer des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) tätig.

Broschüre kostenlos erhältlich

„Kinder radelt!“, die Broschüre der AUVA und des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, kann von allen Volksschulen für jene Schüler bestellt werden, die zur Freiwilligen Radfahrprüfung antreten. Alle Infos gibt es auf www.kfv.at/kinder-radelt

Ab der 4. Schulstufe können Kinder die Freiwillige Radfahrprüfung absolvieren – welche neuen Welten eröffnen sich dadurch?
Othmar Thann: Es ist ein Weg in die Selbstständigkeit. Der Bewegungsradius der Kinder wird immer größer und ist nicht mehr nur auf den Schulweg begrenzt. Und dafür ist ein vertiefendes Verständnis für den Straßenverkehr notwendig.

Was gab den Anstoß zur Fahrradbroschüre „Kinder radelt!“?
Es gab 2020 ein Pilotprojekt, das vom Land Burgenland gefördert wurde. Zahlen haben gezeigt: 92 % der Kinder absolvieren dort die Freiwillige Radfahrprüfung und verfügen auch über ein eigenes Fahrrad. Aber nur vier Prozent nutzen im Anschluss das Fahrrad auch im öffentlichen Verkehrsraum, zum Beispiel für den Weg in die Schule. Unsere Aufgabe war: Was können wir tun, damit diese Zahl erhöht wird? In einer Befragung hat sich herausgestellt, dass viele Eltern ihren Kindern das Fahren im Straßenverkehr nicht zutrauen. Und da kommt „Kinder radelt!“ ins Spiel.

Wie können die Eltern mit Hilfe der Broschüre ihre Kinder am Weg zur Radfahrprüfung unterstützen?
In der vierten Klasse Volksschule sind zehn Unterrichtseinheiten zum Thema Verkehrserziehung vorgesehen. Dabei werden die theoretischen Unterlagen des Österreichischen Jugendrotkreuzes durchgearbeitet. Das ist die Basis für das Verhalten im Straßenverkehr, die Kinder lernen alles über Regeln und Pflichten. Geht es dann aber um das Fahrradfahren an sich, übernehmen die Eltern eine wichtige Rolle. Und genau da setzt unser Programm an: Wir wollen den Eltern mit der Broschüre „Kinder radelt!“ ein Werkzeug in die Hand geben, das es ihnen ermöglicht, ganz gezielt mit ihrem Kind zu trainieren. Danach wissen sie genau, was ihr Kind kann und dass es nach der absolvierten Radfahrprüfung auch fit für den Straßenverkehr ist. Denn oft zögern Eltern auch nach der erfolgreichen Radfahrprüfung, ihr Kind im Straßenverkehr fahren zu lassen. Somit ist die Broschüre einerseits ein Werkzeug für die praktische Ausbildung der Kinder, andererseits fördert sie die Bewusstseinsbildung der Eltern in Bezug auf die Fähigkeiten ihres Kindes im Straßenverkehr.

Bevor es ans Üben geht: Welche Grundlagen sollten gegeben sein?
Auch das wird in der Broschüre genau erläutert: Zuerst muss einmal festgestellt werden, ob das Rad des Kindes verkehrstauglich nach den Kriterien der Straßenverkehrsordnung ausgestattet ist. Auch das Thema Fahrradhelm ist wichtig: Hat das Kind einen passenden und kann es ihn auch selbständig richtig aufsetzen? Dann geht es zum nächsten Schritt: das Üben im Schonraum, also Abseits der Straße. Dabei können die Eltern anhand einer Checkliste einschätzen, wie gut ihr Kind auf dem Rad schon unterwegs ist: Kann es gerade in einer Spur fahren, im Schritttempo das Gleichgewicht halten, Handzeichen geben, zielgenau bremsen,…? dazu gibt es in der Broschüre QR-Codes mit praktischen Hilfestellungen und Videos.

Und dann geht es an die Übungen im Straßenverkehr. Wie sind die Übungseinheiten in der Broschüre aufgebaut?
Es gibt insgesamt zehn Übungseinheiten: Vom Ausweichen und Überholen über das Vorbeifahren an Ein- und Ausfahrten bis hin zu Rechts- und Linkssabbiegen und dem richtigen Verhalten in Kreuzungssituationen. Wenn die Kinder diese Übungen beherrschen, können sie eigentlich jede Situation im Straßenverkehr meistern. Wichtig dabei ist, dass jede Situation zuerst mindestens zweimal an derselben Kreuzung geübt wird, dann aber an anderen Kreuzungen wiederholt wird. Und die Übungen sollten am besten im Wohnumfeld, auf den täglichen Wegen der Kinder durchgespielt werden. Als letzte Überprüfung gibt es zum Abschluss noch eine Checkliste. Wenn man diese für sein Kind positiv beantworten kann, kann man sicher sein, dass man das Kind gut auf den Straßenverkehr vorbereitet hat!

Nach dem erfolgreichen Ablegen der Radfahrprüfung geht es mit dem Radfahren im öffentlichen Verkehrsraum ja erst so richtig los. Was können Eltern weiterhin tun, um ihr Kind in Sachen Spaß und Sicherheit am Rad auf den richtigen Weg zu bringen?
Viele Eltern machen in der Freizeit gerne Radausflüge mit den Kindern. Oft wird dabei abseits der Straße auf Radwegen gefahren. Wichtig ist es aber, nicht auf die Alltagsradwege im Straßenverkehr zu vergessen. Also auch immer wieder im Straßenverkehr unterwegs sein und in weiterer Folge lernen, die Zügel loszulassen. Wir sehen immer wieder, dass Kinder zwar die Radfahrprüfung ablegen, die Eltern ihr Kind aber danach trotzdem nicht gerne im Straßenverkehr fahren lassen. Es ist wichtig, dass die Kinder direkt nach der Prüfung auch im Straßenverkehr fahren dürfen. Da sind die Eltern gefordert, das auch zuzulassen. Das fördert die Selbstständigkeit und Sicherheit im Straßenverkehr.

Zur Person

Dr. Othmar Thann ist seit 1999 als Geschäftsführer des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) tätig.

Broschüre kostenlos erhältlich

„Kinder radelt!“, die Broschüre der AUVA und des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, kann von allen Volksschulen für jene Schüler bestellt werden, die zur Freiwilligen Radfahrprüfung antreten. Alle Infos gibt es auf www.kfv.at/kinder-radelt