Bewusstseinsbildung statt Maßregelungen

Mario Amann ist Geschäftsführer der Unfallpräventionsstelle „Sicheres Vorarlberg“. Mit dem Projekt „Reflektor-Champions“ hat die Organisation den Aquila-Preis des Kuratoriums für Verkehrssicherheit gewonnen.

Zur Person

Mario Amann arbeitet seit 10 Jahren bei Sicheres Vorarlberg und ist seit 2017 Geschäftsführer. Der ehemalige Mountainbike-Profi ist nach wie vor begeisterter Bergsportler und verbringt seine Freizeit gerne in der Natur.

Webseite: www.sicheresvorarlberg.at

Herr Amann, was ist die Mission von „Sicheres Vorarlberg“?
Mario Amann: Wir sind die Unfallverhütungsstelle des Landes Vorarlberg. Wir decken alle Lebensbereiche und alle Lebensphasen ab, was Unfallverhütung betrifft – sozusagen vom Wickeltisch bis zur Bahre. Was uns einzigartig macht ist, dass wir so viele Leute mit unseren Programmen erreichen. Wir organisieren mit Experten rund 700 Veranstaltungen im Jahr, mit denen wir 30.000 Personen erreichen. Ganz viele davon an den Schulen, zum Beispiel zu den Themen Verkehrssicherheit oder Wassersicherheit.

Warum ist das Thema Sicherheit so wichtig?
Prinzipiell glaube ich, dass jeder Mensch sicher unterwegs sein möchte. Wir möchten den Menschen Risiken bewusstmachen und ihnen die Tools geben, damit sie mit dem Risiko richtig umgehen können. Denn nur, wenn man das Risiko kennt und weiß, wie man damit umgeht, kann man Sicherheit schaffen.

Wie stärkt man gerade das Risikobewusstsein von Kindern?
Wenn man Kinder immer nur in einen Schutzmantel einwickelt, werden sie für ihr späteres Leben nicht viel mitnehmen können. Bei unseren Aktionen ist es uns sehr wichtig, dass die Kinder bestimmte Situationen selber spüren und erleben. Bei „Sehen und gesehen werden“ sitzen Kinder zum Beispiel in der Dunkelheit in einem Bus und sehen aus Fahrersicht, wie ihre Eltern in 150 Metern Entfernung die Straße überqueren – einmal mit und einmal ohne Reflektoren. So bekommen sie ein Gefühl dafür, wie sichtbar man im Straßenverkehr ist. Oder bei „TRIXI – Toter Winkel“: Wir lassen die Kinder in einen Lkw einsteigen und in den Rückspiegel schauen – der Rest der Klasse steht dabei im toten WInkel, der vom Fahrerhaus nicht einsehbar ist. Diese Gefahren selbst zu erleben ist ganz wichtig.   

Ein Projekt von „Sicheres Vorarlberg“ wurde vor Kurzem mit dem Aquila-Preis des KfV ausgezeichnet. Worum geht es bei „Reflektor-Champions“?
Das Projekt hat gezeigt, dass mit ganz einfachen Mitteln und wenig Geldeinsatz viel bewirken kann. Die Verkehrserziehungspartner in Vorarlberg haben Volksschüler/innen im Herbst mit Leuchtwesten für den Schulweg ausgestattet und wollten sie motivieren, die Weste auch regelmäßig zu tragen. Die Idee war, dass die Schüler/innen in der Klasse Punkte auf einem Plakat sammeln – einen Punkt bekommt man, wenn man mit der Leuchtweste zur Schule und wieder nach Hause geht. 220 Punkte gilt es zu bekleben, das kann man als Klassenverband in zehn Tagen schaffen. Viele haben sogar noch ein zweites Plakat begonnen. Am Ende bekommt jeder Schüler und jede Schülerin eine Medaille und aus allen Klassen wird jemand ausgelost, die oder der noch einen speziellen Preis bekommt. Aber wir haben bemerkt: Den Kindern geht es gar nicht so sehr um den Preis, es geht um das Miteinander.

Welche Rückmeldungen haben Sie von den Lehrerinnen und Lehrern erhalten?
Auf jeden Fall, dass die Klassengemeinschaft durch das Projekt gestärkt wird. Die Kinder haben sich gegenseitig motiviert. Oft gab es auch einen Wettkampf im positiven Sinne zwischen den Klassen. Und: Durch die Einfachheit des Projekts haben die Pädagoginnen und Pädagogen nicht viel Arbeit und erzielen dennoch rasch einen positiven Effekt.

Gab es auch aus den anderen Bundesländern Reaktionen?
Das Bundesland Tirol hat die Idee schon aufgenommen und möchte das Projekt ebenfalls gerne umsetzen. Wir freuen uns natürlich, wenn die Idee von anderen Bundesländern übernommen wird – es gibt kein Copyright, wir freuen uns, wenn sich die Idee verbreitet. 

Warum ist Ihnen das Thema Sicherheit ein persönliches Anliegen? Was bedeutet Sicherheit für Sie?
Ich war früher als Zimmermann und später als Mountainbike-Profi eher risikoreich unterwegs und war überzeugt, dass ich immer alles unter Kontrolle habe. Bis ich dann einen schweren Arbeitsunfall hatte, der mich zum Nachdenken gebracht hat. Sicherheit bedeutet für mich Freiheit. So kann ich das Leben besser genießen.

Zur Person

Mario Amann arbeitet seit 10 Jahren bei Sicheres Vorarlberg und ist seit 2017 Geschäftsführer. Der ehemalige Mountainbike-Profi ist nach wie vor begeisterter Bergsportler und verbringt seine Freizeit gerne in der Natur.

Webseite: www.sicheresvorarlberg.at